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Das weisse Denken

IZB-Literaturtipp im Juni 2022

«Man wird nicht weiss geboren, man wird dazu gemacht?» Doch was bedeutet es, weiss zu sein? Der frühere französische Fussballstar Lilian Thuram engagiert sich seit langem in der antirassistischen Bildungsarbeit. Anschaulich beschreibt er, wie die europäischen Gesellschaften die Kategorien Schwarz und weiss erfunden haben, um Kolonialismus, Versklavung und Ausbeutung zu rechtfertigen. Bis heute zementiert das weisse Denken Herrschaftsverhältnisse und Ungleichheit in der ganzen Welt. In vielen Beispielen, auch aus seiner persönlichen Erfahrung, zeigt Thuram, wie diese Deutungsmuster funktionieren und wie sie allgemeingültig werden konnten. Dabei bezieht sich Thuram immer wieder auf postkoloniale Diskurse, auf Frantz Fanon und Aimé Césaire, James Baldwin und Maya Angelou, Toni Morrison und Achille Mbembe. Sein Buch ist ein zutiefst humanistischer Appell, eingeschliffene Denkstrukturen zu hinterfragen, um so das Fundament für neue Solidaritäten zu legen. Nur dann können wir einander endlich wieder als Menschen begegnen – und die Krisen der Gegenwart gemeinsam bewältigen.

Lilian Thuram (2022). Das weisse Denken. Edition Nautilus GmbH 2021, Hamburg, 282 Seiten, Taschenbuch, ca. 30 CHF.
 

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