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Employability
Know-how & Do-how for Coaches
Lesedauer: ca. 6 Minuten
Aktuelle Begriffe aus der Coachingwelt einfach und praxisnah erklärt.
Lerne in diesem Monat den Begriff «Employability» kennen – erfahre durch Karin Sidler, Geschäftsführung, was darunter zu verstehen ist und wie du dieses Wissen in deinen Praxisalltag als Begleitungsperson wirkungsvoll integrieren kannst.
Employability
Der Wandel in der Arbeitswelt macht vieles nicht nur schneller, sondern dadurch auch komplexer, weshalb neue Anforderungen für Arbeitnehmer und auch Arbeitgeber in dieser Zeit immer wichtiger werden. Softskills, Fachwissen, Veränderungs- und Lernbereitschaft sowie Flexibilität, Entwicklungsmöglichkeiten und Agilität sind Aspekte der so genannten Beschäftigungsfähigkeit, der «Employability». Ein Konzept, das nicht nur eindimensional betrachtet werden kann, sondern mehrdimensional angewendet werden sollte.
Definition
Der Begriff Employability stammt aus den frühen 2000er Jahren und wird im Deutschen als Synonym für Beschäftigungsfähigkeit verstanden. Der Ursprung geht auf die Arbeitsmarktfitness einer Person zurück, die sich auf dem Stellenmarkt mit ihren individuellen Fähigkeiten und Ausbildungen hervorheben möchte. In der Gegenwart hat sich der Begriff auf zwei gleichwertige Ebenen erweitert: Employability ist zum einen die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmenden und zum anderen der arbeitgebenden Organisationen (Guilbert et al., 2016).
Employability als Individuum
Employability ist keine starre oder feste Definition von Kompetenzen. Vielmehr handelt es sich um ein sich ständig veränderndes Kontinuum, auf dem sich individuelle Fähigkeiten bilden, festigen und weiterentwickeln. Wer beispielsweise seinen Körper in Form bringen will, weiss: Ein-, oder zweimal ins Fitnessstudio zu gehen, bringt nichts. Die Muskeln erschlaffen schon nach kurzer Zeit wieder. Nur ein regelmässiges, abgestimmtes und ausgewogenes Training verleiht dem Körper Kraft und Ausdauer bis ins hohe Alter. Während im Sport diese Erkenntnis längst angekommen ist, erhält sie in der Personal- und Arbeitswelt erst allmählich Einzug. Wer sich Kompetenzen angeeignet hat, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen, muss diese ständig weiterentwickeln und pflegen (Rump, Sattelberger & Eilers, 2022).
Employability als Organisation
Als moderne Organisation, die mit der Zeit geht und den Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist Employability ein Schlüsselthema. Seien es interne Weiterbildungen, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, interne oder externe Coachings und der Einbezug der Mitarbeitenden in die Entwicklung von Purpose, Werten etc.: Diese Faktoren nach aussen zu kommunizieren ist Employer Branding und trägt dazu bei, die Employability einer Organisation aus Sicht einer arbeitssuchenden Fachkraft zu erhöhen. Diese Faktoren innerhalb der Organisation zu ermöglichen, ist Employability aus Sicht des Unternehmens. Damit gehen wichtige Vorteile einher, wie zum Beispiel ein gesteigertes Wohlbefinden der Mitarbeitenden, eine erhöhte Motivation sowie ein gesteigertes Commitment (Rump et al., 2022). Ein weiterer Vorteil aus Sicht der Organisation kann sein, dass Mitarbeitende länger gehalten werden können und wenn diese vielleicht doch eine andere berufliche Herausforderung suchen, dass diese Mitarbeitenden einerseits durch Employability gute Positionen besetzen und somit auch gute Werbung (Branding) für das ehemalige Unternehmen machen. So gewinnen beide Seiten.
Das Zuhause moderner Soft Skills
In der heutigen VUCA-Welt ist vieles in rasantem Wandel, Grundlagen und Prinzipien werden überdacht und neu definiert, und kontinuierliche Veränderungen sind entscheidend für die erfolgreiche Zukunft einer Organisation. Diese Dynamik betrifft auch die Mitarbeitenden. Es genügt nicht mehr, sich allein auf fachliche Qualifikationen und aktuelle Weiterbildungen zu verlassen, um mit dem Zeitgeist Schritt zu halten. Viele Arbeitnehmende streben nach persönlicher Weiterentwicklung und sind motiviert, sich den Herausforderungen anzupassen. Was immer wichtiger wird, sind sogenannte Softskills wie Kommunikationsbereitschaft, Teamfähigkeit, Perspektivenübernahme oder ein agiles Mindset. Für den Erwerb dieser Softskills und des entsprechenden Know & Do-how sind Aus- und Weiterbildungsinstitutionen verlässliche Partner. Genau hier setzt die Employability an und führt letztlich zu einem gegenseitigen Nutzen. Wenn jemand beispielsweise gerne im Team arbeitet und dies gut beherrscht, weist er oder sie idealerweise auch entsprechende Soft Skills wie Teamfähigkeit auf oder ist motiviert diese weiterzuentwickeln.
Employability und Resilienz
In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt sind Employability und Resilienz zwei entscheidende Faktoren für langfristigen beruflichen Erfolg und persönliches Wohlbefinden. Sie ergänzen sich und bilden eine stabile Grundlage für die Bewältigung beruflicher Herausforderungen und ein erfülltes Arbeitsleben.
So schnell sich das Arbeitsleben verändert, so wichtig ist es für Arbeitnehmende, Änderungen zu akzeptieren und sich auf sie einzulassen. Eine Person, die sich durch eine hohe Employability auszeichnet, hat nicht nur gute Chancen, die gewünschte Stelle zu bekommen, sondern verfügt auch über eine gesteigerte Resilienz - ein weiterer wichtiger Punkt im Paket der heutigen Softskills. Wer über eine ausgeprägte Employability verfügt, erholt sich schneller von herausfordernden Momenten oder einschneidenden Veränderungen.
Organisationen, die Resilienztrainings unterstützen, bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, eine bessere Employability im aktuellen und zukünftigen Job zu erlangen. Darüber hinaus tragen Resilienztrainings dazu bei, dass Mitarbeitende nicht nur ihre beruflichen, sondern auch ihre persönlichen Herausforderungen erfolgreich bewältigen können, was zu mehr Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit führt. Employability und Resilienz sind zwei Schlüsselfaktoren, die eng miteinander verknüpft sind und die berufliche Entwicklung massgeblich beeinflussen können.
Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung von Kompetenzen, die Bereitschaft zur Anpassung und die Fähigkeit, Herausforderungen erfolgreich zu meistern, können Menschen in der heutigen Arbeitswelt nicht nur bestehen, sondern auch langfristigen beruflichen Erfolg und persönliches Wohlbefinden erreichen (Rolfe, 2018).
Praxistipp für Begleitungsprozesse
Was bringt mir dieses Wissen in der Praxis?
Die Arbeitswelt 4.0 bringt viele Veränderungen mit sich, sowohl für den Einzelnen als auch für Organisationen. Als Coaches begleiten wir Menschen und Organisationen durch diese Prozesse und helfen ihnen, ihre Fähigkeiten zu entdecken, zu entwickeln und zu festigen.
Wir unterstützen unsere Klienten und Klientinnen dabei, ihre Soft Skills, wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Durch die Steigerung der Employability helfen wir ihnen, ihre individuellen Fähigkeiten zu identifizieren, zu stärken und kontinuierlich zu verbessern.
Für Coaches, die mit Organisationen arbeiten, bietet das Verständnis von Employability die Möglichkeit, Unternehmen dabei zu unterstützen, ein Umfeld zu schaffen, das die Employability ihrer Mitarbeitenden fördert. Dies kann die Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen, die Förderung einer Kultur der kontinuierlichen Weiterentwicklung und die Unterstützung bei der Umsetzung flexibler Arbeitspraktiken umfassen.
Quellenangaben
Guilbert, L., Bernaud, J.-L., Gouvernet, B. & Rossier, J (2016) Employability: review and research prospects. Springer.
Rolfe, M. (2018) Positive Psychologie und organisationale Resilienz: Stürmische Zeiten besser meistern. Springer.
Rump, J., Sattelberger, T. & Eilers, S. (2022) Employability Management 5.0: Impulse für die Transformation von Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft. Schäffer-Poeschel Verlag.