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Mikrostress: Kleine Stressfaktoren mit grossen Folgen
Lesedauer: Ca. 5 Minuten
Die zunehmende Anerkennung von Mikrostress am Arbeitsplatz spiegelt die wachsende Komplexität und Geschwindigkeit moderner Arbeitsumgebungen wider. Mikrostress, definiert als subtile und andauernde Stressoren, kann erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmenden haben. Obwohl Mikrostress weniger offensichtlich ist als akute Stresssituationen, kann er sich kumulativ negativ auswirken und zu Erschöpfung, Frustration und verminderter Produktivität führen. Die Erkennung und Bewältigung von Mikrostress erfordert daher ein erhöhtes Bewusstsein sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene.
Von Sonja Kupferschmid und Pascal von Känel
Es ist keine Seltenheit, dass Stress durch offensichtliche Belastungsfaktoren wie die Kündigung eines geschätzten Kollegen, Teamkonflikte oder mangelhafte Führung entsteht. Doch auch die sogenannten Mikrostressoren, die sich im alltäglichen Arbeitsablauf ansammeln, sollten nicht unterschätzt werden. Dazu zählen Unterbrechungen durch E-Mails, das ständige Gefühl der Erreichbarkeit durch Smartphones, lästige Arbeitskollegen oder andere kleine Vorkommnisse. Obwohl sie auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen mögen, können diese Ereignisse einen spürbaren Einfluss auf unser körperliches und psychisches Wohlbefinden sowie unsere Leistungsfähigkeit haben (Arbeits-ABC Redaktion, 2024; Raidl, 2023).
Quellen von Mikrostress, die unser tägliches Wohlbefinden belasten
Drei Hauptquellen von Mikrostress können unser tägliches Wohlbefinden verringern. Die erste Quelle sind Stressoren, die unsere Fähigkeit beeinträchtigen, unsere Aufgaben zu erfüllen. Das kann eine unklare Kommunikation im Team sein, die zu Missverständnissen führt, ein steigendes Arbeitspensum, das schwer zu bewältigen ist, oder die Unzuverlässigkeit von Kollegen, die zu einem ständigen Gefühl der Anspannung führen kann. Die zweite Quelle sind Stressoren, die unsere emotionalen Reserven erschöpfen. Das können schwierige Gespräche am Arbeitsplatz sein oder mangelndes Vertrauen in unsere Kollegen, was zu Gefühlen der Unsicherheit und Isolation führen kann. Die dritte Quelle sind Stressoren, die unsere Identität in Frage stellen. Dies kann durch Kritik oder Diskriminierung geschehen, die unser Selbstvertrauen oder unsere Wertvorstellungen untergraben. Auch die Diskrepanz zwischen persönlichen Zielen und Unternehmenszielen kann zu einem inneren Konflikt führen (Raidl, 2023).
Folgen für Leistung und Gesundheit
Mikrostress kann schwerwiegende Folgen am Arbeitsplatz haben. Mitarbeitende bekommen Probleme mit der Konzentration, sind weniger produktiv, oder ihnen fehlt die Motivation und die Leistungsbereitschaft, was die Arbeitsqualität beeinträchtigt. Die schnelle und permanente Reizbarkeit belastet die Kolleginnen und Kollegen und führt zu schlechter Stimmung im Team. Mitarbeitende könnten sich sogar innerlich von ihrer Arbeit distanzieren, bis hin zur inneren Kündigung, bei der die Mitarbeitenden nur noch das Minimum an Arbeit leisten. Langfristig kann Mikrostress auch zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Verdauungsproblemen und Herzerkrankungen führen (Bingger & Wiedermann, 2021).
Wie kann gegen Mikrostress vorgegangen werden?
Was Mitarbeitende tun können:
- Morgens 5 Minuten Zeit für sich nehmen (Bsp.: Achtsamkeits- oder Dehnübungen)
- Am Morgen früher aufstehen um weniger gestresst in den Alltag zu starten
- Neue Gewohnheiten in bestehende Routinen integrieren
- Nicht zu viel auf einmal umsetzen wollen, sich auf einen Lebensbereich konzentrieren (z.B. Beziehungen)
- Nur kleine Veränderungen vornehmen: z.B. Mitarbeiter mit einem Lächeln begrüssen
- Am Arbeitsplatz Mikrostress ansprechen
Was die Organisation tun kann:
- Klare Kommunikationsstrukturen schaffen
- Effektives Konfliktmanagement etablieren
- Eine Fehlerkultur bzw. psychologisch sichere Umgebung entwickeln
- Coaches einsetzen, um individuelle Coping-Strategien und einen konstruktiven Umgang mit Belastungen zu erlernen
(Arbeits-ABC Redaktion, 2024; Berentzen, 2021; Hackenberg, 2024)
Quellenangaben
Arbeits-ABC Redaktion (2024, 7. Februar). Mikrostress im Job: Kleine Dosis, grosse Wirkung. arbeits-ABC. https://arbeits-abc.de/mikrostress-am-arbeitsplatz/
Raidl, M. (2023, 1. März). Wie unbemerkte Stressoren das Arbeitsleben drastisch beeinflussen. derStandard. https://www.derstandard.de/story/2000143983630/wie-unbemerkte-stressoren-das-arbeitsleben-drastisch-beeinflussen
Bingger, A. & Wiedermann, K. (2021, 01. Dezember). Beruf, Familie, Corona: Warum Dauerstress so gefährlich ist. Hamburger Abendblatt. https://www.abendblatt.de/ratgeber/article233989629/studie-stress-corona-psychologie-therapie-gesundheit.html
Berentzen, M. (2021, 15. April). Warum ist Mikrostress so gefährlich? Experten-Tipps von Dr. Rangan Chatterjee. GQ. https://www.gq-magazin.de/body-care/artikel/mikrostress-gefaehrlich-experten-tipps-dr-rangan-chatterjee
Hackenberg, F. (2024, 25. Januar). Mikrostress am Arbeitsplatz und seine Verbindung zum Burnout – Massnahmen zur Erhaltung psychischer Gesundheit. Linkedin. https://de.linkedin.com/pulse/mikrostress-am-arbeitsplatz-und-seine-verbindung-zum-zur-hackenberg-emq7e
Die Autorenschaft
ist beim Coachingzentrum Olten in der Geschäftsführung tätig und hat sich beim Auf- und Ausbau des Weiterbildungsangebotes vertieft mit dem Thema Coaching auseinandergesetzt. Durch ihre langjährigen praktischen Erfahrungen und umfangreiches Knowhow als Arbeits- und Organisationspsychologin, als Coach und Ausbildnerin sowie in der Produkteentwicklung verfügt sie über ausgewiesenes Expertenwissen in den Bereichen Coaching, betriebliches Mentoring, Resilienztraining und Supervision & Teamcoaching.
befindet sich im Masterstudium für Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie & Verhaltensmedizin an der Universität Bern. Mit ersten Berufserfahrungen im Bildungswesen und der Psychiatrie unterstützt er das Coachingzentrum als Praktikant in der Produktentwicklung.
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{Was ist Mikrostress?}
Mikrostress bezieht sich auf subtile und andauernde Stressoren, die sich im Arbeitsalltag ansammeln und negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmenden haben können. Diese Stressoren sind weniger offensichtlich als akute Stresssituationen, können aber kumulativ zu Erschöpfung, Frustration und verminderter Produktivität führen.
{Welche sind typische Quellen von Mikrostress am Arbeitsplatz?}
Typische Quellen von Mikrostress sind unter anderem unhöfliche E-Mails, langsame Computer, kurzfristige Meetings, Unterbrechungen durch E-Mails und das ständige Gefühl der Erreichbarkeit durch Smartphones. Auch lästige Arbeitskollegen oder unklare Kommunikation im Team können Mikrostressoren sein.
{Welche Folgen kann Mikrostress für die Leistung und Gesundheit haben?}
Mikrostress kann zu Problemen mit der Konzentration, verminderter Produktivität, Motivationsverlust und schlechter Stimmung im Team führen. Langfristig können auch ernsthafte gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Herzerkrankungen auftreten.
{Was können Mitarbeitende tun, um gegen Mikrostress vorzugehen?}
Mitarbeitende können gegen Mikrostress vorgehen, indem sie zum Beispiel morgens Zeit für sich nehmen, neue Gewohnheiten in ihre Routinen integrieren, kleine Veränderungen vornehmen und Mikrostress am Arbeitsplatz ansprechen.
{Welche Massnahmen kann die Organisation ergreifen, um Mikrostress zu reduzieren?}
Die Organisation kann klare Kommunikationsstrukturen schaffen, effektives Konfliktmanagement etablieren, eine Fehlerkultur entwickeln und Coaches einsetzen, um individuelle Coping-Strategien und einen konstruktiven Umgang mit Belastungen zu fördern.
{Welche Rolle spielt Achtsamkeit bei der Bewältigung von Mikrostress?}
Achtsamkeitsübungen können Mitarbeitenden helfen, Stress abzubauen und sich auf ihre momentanen Erfahrungen zu konzentrieren. Dies kann dazu beitragen, Mikrostress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
{Wie kann eine psychologisch sichere Umgebung zur Reduzierung von Mikrostress beitragen?}
Eine psychologisch sichere Umgebung fördert Offenheit, Vertrauen und Respekt am Arbeitsplatz. Mitarbeitende fühlen sich ermutigt, über ihre Belastungen zu sprechen, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen, was zur Bewältigung von Mikrostress beitragen kann.
{Welche Rolle spielen klare Erwartungen bei der Bewältigung von Mikrostress?}
Klare Erwartungen an die Arbeitsaufgaben und Rollen der Mitarbeitenden können dazu beitragen, Unsicherheit und Frustration zu reduzieren, was wiederum Mikrostress verringern kann.
{Wie kann ein bewusster Umgang mit Technologie Mikrostress reduzieren?}
Ein bewusster Umgang mit Technologie, wie zum Beispiel das Festlegen von bestimmten Zeiten für die Bearbeitung von E-Mails oder das Reduzieren von Benachrichtigungen auf dem Smartphone, kann dazu beitragen, Mikrostress zu reduzieren und die Arbeitsqualität zu verbessern.
{Warum ist die Erkennung und Bewältigung von Mikrostress sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene wichtig?}
Die Erkennung und Bewältigung von Mikrostress ist sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene wichtig, da Mikrostress sowohl die individuelle Gesundheit und Leistungsfähigkeit als auch das Funktionieren der Organisation insgesamt beeinflussen kann. Durch ein erhöhtes Bewusstsein und entsprechende Massnahmen können sowohl Mitarbeitende als auch Organisationen von reduziertem Mikrostress profitieren.
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