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Diversity: Sich der eigenen Brille bewusst sein

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Im Alltag ist uns oftmals nicht bewusst, wie unsere Wahrnehmung und folglich unser Verhalten stets von der Tönung der eigenen Brille beeinflusst wird. Kurzerhand gelangen wir zum unreflektierten Fehlschluss, dass die Welt und alles, was wir in ihr erleben, so ist, wie wir sie sehen und empfinden.

Ein wichtiges und grundsätzliches Merkmal des professionellen Coachings ist die Förderung und Festigung der Selbstreflexion. Dafür wird bewusst mit Perspektivenwechseln gearbeitet.

Von Sonja Kupferschmid und Pascal Dimitri Ruchti

Es gibt Beispiele, wie Führungskräfte sich erklären, warum Probleme auftauchen und weshalb diese nicht zu lösen seien. Oftmals dienen zum Beispiel längst überholte Gender- oder Generationsunterschiede als einfache Erklärungen für komplexe, verwobene Problemstellungen.

Nicht selten geben Führungskräfte dabei nur ihre Stereotype über die jeweilige Gruppe wieder und deklarieren dieseoffensichtlichen Eigenschaften als Teil des Problems. Diese wirken dann als aufrechterhaltende Faktoren: Je mehr darauf geachtet wird, desto stärker manifestieren sich diese stereotypischen Fehlannahmen. Ein reflektierter Blick auf eigene Denkmuster, ein konstruktiver Umgang mit Vielfalt wäre hier der Schlüssel zum Erfolg.

Diversity und der Coaching-Prozess

Ein wichtiges und grundsätzliches Merkmal des professionellen Business-Coachings ist die Förderung und Festigung der Selbstreflexion. Dafür wird bewusst mit Perspektivenwechseln gearbeitet. Eigene Prägungen – oder eben Tönungen der Brille zu kennen – und zu wissen, welche Werte und Haltungen handlungsleitend sind, ist unerlässlich: Für den Coach genauso wie für die Person, welche Coachingdienste in Anspruch nimmt. Einem Coach kann es allerdings nur gelingen, der Kundin oder dem Kunden bewusst zu machen, dass noch andere Perspektiven und Sichtweisen existieren, wenn er oder sie sich selbst intensiv mit eigenen Stereotypen und Vorurteilen auseinandersetzt. Ein breites Wissen über Theorie und Forschung zu Diversität ist daher absolut notwendig.

Die Ziele von Diversity-Coaching

Das Ziel des hier skizzierten «Diversity- Coachings» verliert selbstverständlich nicht aus dem Blick, die Ziele der Kundin oder des Kunden zu erreichen. Dieses Coaching mit der Diversity-Brille trägt dazu
bei, Prozesse und Zugänge zu Ressourcen gerechter und effektiver zu gestalten.m Denn die kritische Beobachtungsrolle wird geschult – von sich selbst und von anderen. Zusätzlich eröffnet Diversity-
Coaching allen – auch den indirekt Beteiligten wie Mitarbeitende einer Organisation – mehr Möglichkeiten und weitere Perspektiven. Horizonterweiterungen, welche in der heutigen Zeit unerlässlich sind. Wir alle tragen durch Erfahrungen getönte Brillen; wir müssen letztlich lernen, uns der Wirkung dieser Verfärbung bewusst zu werden.

Fazit

Abschliessend kann mit Vehemenz unterstrichen werden, dass der Umgang mit Diversity Bestandteil von Aus- und und Weiterbildungen für Coaches sein muss. Wichtig dabei ist, darauf sensibilisiert zu
sein, in welchen Phasen des Coachingprozesses die Arbeit mit der Diversity-Brille Sinn macht und in welcher eher weniger. Besonders in der Phase der Lösungsentwicklung sollte darauf geachtet werden, bestimmte Perspektiven zu erarbeiten, diese zu beleuchten und in die Lösungsfindung einfliessen zu lassen. Auch der Selbstreflexion des Coaches kommt im Diversity-Coaching eine wichtige Rolle zu: Dieser sollte sich nach jeder Sitzung fragen, inwieweit seine eigenen Prägungen den Prozess beeinflusst haben. Die Ergebnisse fliessen dann wieder in die zu Anfang skizzierte erste Perspektive ein, um so dank der Diversity-Brille noch effektiver Menschen begleiten zu können.

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