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Heruntergeladen und eingeloggt: Online-Tools in der digitalen Begleitungsarbeit

Ob im privaten oder beruflichen Alltag, die fortschreitende Digitalisierung spielt eine immer grössere Rolle – so auch in der Begleitungsarbeit. Eine Arbeitsumgebung ohne Computer, E-Mails und verschiedenen Softwares ist heutzutage schwer vorstellbar sowie auch die Möglichkeit sich mit Kunden und Kundinnen virtuell zu «treffen». Um als Begleitungsperson erfolgreich unterwegs zu sein, braucht es daher das Wissen, welche unterschiedlichen digitalen Hilfsmittel überhaupt zur Verfügung stehen, wie sie sich einstufen sowie unterscheiden lassen und wie diese Werkzeuge letztlich erfolgreich eingesetzt werden.

von Sonja Kupferschmid Boxler

Digitale Angebote in der Begleitungsarbeit nehmen rasant zu. Nebst den gängigen Basismedien wie Telefon-, Chat- und Videokommunikation, stehen auch die Avatar-basierte Kommunikation sowie Online-Tools zur Verfügung, um Kundinnen und Kunden ort- und zeitabhängig zu begleiten. Um die bestehenden Möglichkeiten erfolgreich nutzen zu können, braucht es einerseits Kenntnisse über die verschiedenen Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, um die für sich und ihre Kunden und Kundinnen passenden Hilfsmittel auszusuchen. Andererseits sind spezifische Kompetenzen gefragt, um die digitalen Medien erfolgreich in der Begleitungstätigkeit einzusetzen. Indem sich zuerst einen Überblick über die Fülle an Angeboten verschafft wird, kann dann auch die Frage beantwortet werden, welche Online-Tools sich innerhalb der einzelnen Prozessschritte, der individuellen Anliegen und des gegebenen Settings eignen.

Step by Step: Stufenmodell zur Klassifizierung der digitalen Begleitung
 

Um wie einleitend dargelegt erfolgreich in der digitalen Begleitung unterwegs zu sein und um die dafür benötigten Hilfsmittel und Kompetenzen freizulegen und einzusetzen, bedarf es einer Zuordnung der gegenwärtigen Ausgangslage. Aus diesem Verständnis heraus ergeben sich verschiedene Voraussetzungen für eine Klassifizierung professioneller digitaler Begleitungsarbeit, welche sich in vier Stufen darstellen und mit passenden Beispielen versehen lässt:

Stufe 1: Basismedien: Diese Stufe bezieht sich auf die Nutzung von Kommunikationsmedien wie beispielsweise Mailverkehr, Chatten, Einträge in Foren, Telefonieren oder Videoanrufe. Hierbei gilt schlicht die medial vermittelte Kommunikation.

Stufe 2: Unspezifische Plattformen: Hier werden Managementsysteme genutzt, die zum Beispiel Verwaltungs- Abrechnungs- und Kalenderfunktionen verbinden.

Stufe 3: Professionelle digitale Begleitungswerkzeuge: Auf dieser Stufe sind coachingspezifische Tools, wie beispielsweise Fragensets oder Coachingprozesse, angesiedelt. Dreidimensionale, Avatar-basierte Welten und die dadurch erfolgte Kommunikation sind Bestandteil dieser Stufe.

Stufe 4: Integrierte und interaktive digitale Begleitungswerkzeuge: Die letzte Stufe verbindet alle genannten Vorstufen. Das ethische Vorgehen, Qualitätsstandards und wissenschaftliche Evaluationen werden ermöglicht durch ein datengesichertes Vorgehen gebündelt auf einer Plattform (Berninger-Schäfer, 2018).

Basismedien der digitalen Kommunikation (Stufe 1)
 

Hierbei sind Technologien gemeint, die (meistens) nicht spezifisch für die Begleitungsarbeit entwickelt worden sind. Sie ermöglichen und vereinfachen jedoch die Zusammenarbeit im digitalen Setting, indem sie eine internetbasierte Kommunikation zwischen Begleitungsperson und Kunde oder Kundin gewährleisten (Geissler & Kanatouri, 2015). Zu den elektronischen Basismedienlassen gehört beispielsweise Videokommunikation, welche mittlerweile zum beliebtesten Hilfsmittel in Sachen internetbasierter Begleitungsarbeit gehört und unter anderem über die Labels Skype oder auch Zoom genutzt wird. Auch die Avatar-Basierte Kommunikation gehört zu den Basismedien und wird immer wie häufiger eingesetzt, um Personen im digitalen Setting zu begleiten. Dieses Medium bietet virtuelle Welten, virtuelle Gestalten in Verbindung mit echter Kommunikation. Durch die Avatar-Basierte Kommunikation wird ermöglicht, sich in einem dreidimensionalen Raum mit einer eigens gestalteten Figur zu bewegen. Insbesondere die Realitätsnähe der virtuellen Welt und die Übertragbarkeit von Lösungen aus der virtuellen Umgebung in konkrete Umsetzungsschritte für die reale Welt wird von den Kundinnen und Kunden geschätzt. Die gängigsten Plattformen hierfür sind Second Life und TriCAT.

Nebst den digitalen Basismedien gibt es auch ein zunehmendes Angebot an Online-Tools, welche spezifisch für die digitale Begleitungsarbeit entwickelt wurden. Dadurch, dass Online-Tools via gängigen Browser und ohne Installation einer Software verfügbar sind, zeichnen sie sich durch eine hohe Zugänglichkeit und Akzeptanz aus.

Reflexions und Planungswerkzeuge für die digitale Begleitungsarbeit
 

Online-Tools spezifisch für die digitalen Begleitungsarbeit lasen sich unterscheiden in solche, die sich in spezieller Weise auf digitale Visualisierungs- und Reflexionswerkzeuge fokussieren und solche, die Planungs- sowie Termin- und Qualitätsmanagement im Fokus haben (Geissler & Kanatouri, 2015). Nachfolgend werden  coachingspezifische Reflexionswerkzeuge sowie generelle als auch coachingspezifische Planungswerkzeuge ausgeführt.

Reflexionswerkzeuge (Stufe 2 und 3):
Nicht alles muss neu sein, um im neuartigen Setting Anwendung zu finden. So ist es hilfreich und empfohlen, «herkömmliche» Werkzeuge und Reflexionsmedien in die virtuelle Begleitungsarbeit zu übernehmen (siehe Praxistipps). Dennoch bietet die Digitalisierung mittlerweile eine Fülle an coachingspezifischen Hilfsmitteln an, um die unerlässliche Reflexionsarbeit im virtuellen Arbeitsraum durchführen zu können. Beispielsweise die Arbeit mit dem Systembrett (Online Systembrett), das Visualisieren des Coachingprozesses (digitale Whiteboards) oder vollumfängliche Gesamtangebote mit Möglichkeiten zur digitalen Durchführung von Soziogrammen, Ressourcenbaum, Tetralemma oder die Arbeit mit dem inneren Team (CAI World von CAI GmbH) sind nützliche Hilfsmittel für den virtuellen Werkzeugkoffer. Ebenso Fragenkataloge für die lösungsorientierte Begleitungsarbeit sind in digitaler Form erhältlich (z.B. Coach Your Success).

Planungswerkzeuge und Qualitätsmanagement (Stufe 3 und 4):
Vor- sowie Nachbearbeitungen und eine strukturierte Planung von digitalen Begleitungen sind wichtige Voraussetzungen für ein nachhaltiges und erfolgreiches Coaching. Von Terminwerkzeugen über Prozessvisualisierungen bin hin zu Evaluationstools, auch hierfür bietet das Internet eine Vielzahl an Einzel- (z.B. SurveyMonkey) sowie Gesamtangeboten (z.B. Coachingspace). Die meisten der Hersteller solcher Möglichkeiten bieten kostenlose Testversionen und Light-Programme an, was vor allem bezüglich des Kennenlernens solcher Werkzeuge zugutekommt.

Was es sonst noch für ein gutes Handwerk braucht
 

Professionelle Begleitungspersonen, die regelmässig online unterwegs sind, verfügen über spezifische Kompetenzen für das digitale Setting. Diese sind notwendig, um Kunden und Kundinnen in diesem Rahmen sinnvoll zu begleiten. Dazu gehören nebst den Kenntnissen über die medialen Nutzungsmöglichkeiten auch die Fähigkeit diese Medien zu beurteilen, zu bedienen und gezielt sowie zieldienlich einzusetzen.  Gerade wenn es um die Beurteilung von digitalen Medien geht, auch Multimediakompetenz genannt, ist es erforderlich sich mit den Eckpfeilern der gesetzlichen Grundlagen und Standards zum Datenschutz auseinanderzusetzen sowie deren Einhaltung sicherzustellen. In jedem Fall zu respektieren sind die persönlichen Bedürfnisse sowie die Anliegen und Grenzen der Kundinnen und Kunden. Es ist zu beachten, dass mit den erhaltenen Informationen im digitalen Raum sowie auch im physischen Setting verantwortungsvoll umzugehen ist. Um sich die Kompetenzen, welche es für eine professionelle digitale Begleitungsarbeit braucht anzueignen oder zu vertiefen, gibt es spezifische Weiterbildungen - um für zukunftsgerichtete digitale Begleitungsarbeiten bestens ausgerüstet zu sein.


Autorin: Sonja Kupferschmid Boxler

Ist beim Coachingzentrum Olten – dem Kompetenzzentrum für Coaching, betriebliches Mentoring, Supervision und Resilienztraining – in der Geschäftsführung tätig und hat sich beim Auf- und Ausbau des Weiterbildungsangebotes vertieft mit dem Thema Verhaltensveränderungen auseinandergesetzt.

 

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