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Schnelles Denken, langsames Denken

Daniel Kahnemann ist Psychologe und Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften. Sein Fachgebiet ist die Kognitionspsychologie - also das Entstehen und Verarbeiten menschlichen Denkens. Als einer der renommiertesten Wissenschaftler unserer Zeit fasst er in seinem Meisterwerk «Schnelles Denken, langsames Denken» seine Erfahrungen zusammen, welche er über die jahrelangen Studien und Experimente seiner Forschungen gesammelt hat.

Im Buch «Schnelles Denken, langsames Denken» erklärt der Autor, wie und wieso wir in zwei Systemen denken, was daraus entsteht und wie wir damit umgehen können. Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Wie beurteilen wir in kurzen Sequenzen andere Menschen und wie verzerren wir die Wirklichkeit so, damit sie in unser Weltbild passt? Solche Fragen weiss der Autor auf verständliche und leserliche Art und Weise zu beantworten und liefert eindrückliche Beispiele aus seinen eigenen Untersuchungen.

Mit insgesamt 624 Seiten, aufgeteilt in 5 Kapitel mit vielzähligen Unterkapiteln ist das Buch gut organisiert und sowohl zum Durchlesen als auch zum Nachschlagen aufgebaut.

So definiert Daniel Kahnemann im ersten Kapitel seine Hypothese über unsere zwei Denksysteme: Das schnelle, immer aktive, automatische und unbewusste Denken und das langsame, selten aktive, angestrengte und bewusste Denken. Sie sehen eine Frau mit verzogener Miene und antizipieren ihren Gemütszustand und das, was daraus folgt? Willkommen im schnellen Gedankensystem. Sie befinden sich beim Geschäftsmeeting und kontrollieren Ihr Verhalten so, dass es sozial angemessen ist? Willkommen im langsamen Denken. Der Autor liefert unzählige solch einfache, aber eindrückliche Beispiele für die Systeme menschlichen Denkens.

Im zweiten Kapitel erklärt Kahnemann die zwei wohl wichtigsten psychologischen Phänomene, um Menschen und ihr Handeln zu verstehen: Heuristiken und kognitive Verzerrungen. Wenn Sie das Gefühl haben, beim Einkauf immer an der Kassenschlange anzustehen, die gerade am langsamsten vorankommt, unterliegen Sie höchstwahrscheinlich einer sogenannten Heuristik. Erklären Sie sich den Kauf eines teuren Gerätes damit, dass Sie schon für dümmeres Geld ausgegeben haben, dann bedienen Sie sich wohl einer kognitiven Verzerrung.

Ein weiteres Phänomen wird im dritten Kapitel geschildert. Die konstante menschliche Selbstüberschätzung und warum sie wichtig ist, um zu leben.

Das vierte Kapitel kann als Herzstück Daniel Kahnemanns Forschungen gesehen werden: Entscheidungen. Anker und Frames helfen uns, adäquate Entscheidungen zu treffen. Warum zehn Franken zu gewinnen stets weniger Freude bringt als der Verlust desselben Betrages schmerzt, erklärt der Autor eindrücklich anhand der Verlustaversion.

Zum Schluss dreht sich das fünfte Kapitel rund um unsere zwei «Selbst» und die Lebenszufriedenheit. Das «erinnernde Selbst» bewertet das Wohlbefinden aus dem Rückblick: Heute geht es mir besser als gestern. Das «erlebende Selbst» bewertet das Wohlbefinden im Moment: Es geht mir gut. Wissenschaftlich erwiesen zeigt uns Daniel Kahnemann damit, dass wenn wir im Hier und Jetzt leben, unsere Lebenszufriedenheit erhöhen können.

Wenn es um das menschliche Handeln geht, kommt man nicht an diesem Buch vorbei. «Schnelles Denken, langsames Denken» ist und bleibt eines der erfolgreichsten Werke rund um die Grundzüge des Menschseins. Dank der verständlichen Schreibweise ist es nicht nur ein Lese-Muss für Psychologie Studierende, sondern für alle, die sich mit dem Menschsein vertieft auseinandersetzen wollen. Das Buch kann als begleitendes Nachschlagewerk verwendet werden und wird das Menschenbild manch einer lesenden Person nachhaltig verändern.

Schnelles Danken, langsames Denken (624 Seiten): nalda.ch, CHF 28.20 / Pro Artikel wird ein Baum gepflanzt.