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Das Geheimrezept agiler Transformation

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Die ganze Welt spricht von Transformation, die gesamte Arbeitswelt von Agilität. Das Stichwort der Stunde ist die agile Transformation. Darüber wird viel geredet und noch mehr geschrieben. Doch was ist eine agile Transformation und wie sieht ein mögliches Rezept dazu aus?

Von Sonja Kupferschmid und Zehra Sirin

New Workerin Zehra Sirin beschreibt es so: «Eine agile Transformation bezeichnet den Prozess, in dem Unternehmen von traditionellen, starren Hierarchien und Arbeitsmethoden zu einem flexiblen, adaptiven und teamzentrierten Ansatz wechseln. Dieser Wandel zielt darauf ab, die Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen zu verbessern, Innovationskraft zu steigern und die Zufriedenheit von Mitarbeitenden sowie Kund/innen zu erhöhen. Rezepte gibt es verschiedene, die Frage ist stets: was passt zur Ausgangslage der Unternehmung?».

Die digitale Ära bringt eine ständig wachsende Dynamik und Komplexität in der Geschäftswelt mit sich. In diesem schnelllebigen Umfeld stehen Unternehmen vor der Herausforderung, sich flexibel an Veränderungen anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die agile Transformation hat sich in diesem Kontext als Schlüsselkonzept erwiesen. Sie stellt einen Paradigmenwechsel dar, der Organisationen ermöglicht, ihre Strukturen, Prozesse und Kulturen zu überdenken, um agiler und anpassungsfähiger zu werden.

Man nehme eine grosszügige Portion Mut, garniert mit einer Prise Vertrauen

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur agilen Transformation gibt es in generischer Natur nicht. Dennoch gibt es eine Art Geheimrezept, um agile Transformationen voranzutreiben, zu begünstigen und einzuleiten. Das Wesentliche agiler Management-Methoden liegt darin, den Mut zur Priorisierung zu haben und Entscheidungen dorthin zu verlagern, wo die Informationen vorhanden sind.

Zehra Sirin: «Mut ist eine der wichtigsten Zutaten für zukunftsfähige Unternehmen. Denn es ist der bewusste Entscheid auf allen Ebenen, den sicheren Hafen von Sicherheit und Bekanntem zu verlassen und sich auf den Weg zu Unplanbarem, Komplexem und auch Neuem zu machen. Mut, weil man Menschen zu einem ganz neuen Denken, Verhalten und Handeln einlädt und der Weg gemeinsam und auf Sichtweite entsteht. Mut, weil bekannte Pfade verlassen und mit Hypothesen und mit Ergebnisoffenheit gesteuert wird. Und auch Mut, weil Abweichungen von Hypothesen und Fehler zu einer wichtigen Erkenntnis und Steuerungsinstrument der nächsten Schritte und Kultur werden. Mut zur Transformation legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg in einer sich wandelnden Welt».

Dadurch können Teams eigenständig und ohne direkte Führungsbeteiligung Entscheidungen treffen. Empowerment wird ebenfalls als zentrales Element der Agilität betrachtet und ist nur in einer vertrauensvollen Geschäftskultur möglich.

Es ist unbestreitbar, dass Unternehmen, die digitale Chancen erschliessen und mit der Zeit Schritt halten wollen, auf agile Teams und Führungsmethoden angewiesen sind. Hierbei ist klare Kommunikation und Kooperationsbereitschaft von entscheidender Bedeutung. Oft gestaltet sich der Aufbau agiler Transformation von innen heraus komplexer im Vergleich zu einer externen Implementierung in einer gut etablierten Organisation. Was es braucht ist ein sicherer Raum für Veränderungen und eine moderne, menschenfreundliche Fehlerkultur.

Zehra Sirin: «Eine positive Fehlerkultur ist ein wesentlicher Baustein für die Zukunftsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung in Organisationen. Sie erkennt an, dass Fehler unvermeidliche Bestandteile der Planungsunsicherheit und des Lernprozesses sind. Sie bietet eine sichere Umgebung, in der Mitarbeitende ermutigt werden, mit Hypothesen Wege zu finden und Risiken einzugehen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen bei Misserfolgen oder Abweichungen. Indem Fehler als Steuerungsinstrument für Entwicklung und Optimierung betrachtet werden, fördert diese Kultur Offenheit, Transparenz, Kreativität und Zusammenarbeit. Sie trägt dazu bei, ein Raum des Vertrauens und psychologische Sicherheit zu schaffen, in der Mitarbeitende sich gegenseitig unterstützen und aus den Erfahrungen lernen. Eine positive Fehlerkultur ist somit entscheidend für die Agilität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in einer sich schneller verändernden Arbeitswelt.»

Die vier Hauptzutaten der agilen Transformation

Die Grundprinzipien der Agilität basieren auf dem Agilen Manifest, das Werte wie individuelle Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge, funktionierende Software über umfassende Dokumentation, Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen und das Reagieren auf Veränderung über das Befolgen eines Plans betont. Diese Prinzipien dienen als Leitfaden für Unternehmen, die ihre Denkweise und ihre Arbeitsweise transformieren möchten. Hierfür gibt es vier Schlüsselkomponenten:

  1. Führung und Kultur: Das Salz in der Suppe der Agilität
    Agile Transformation beginnt an der Spitze. Führungskräfte müssen nicht nur agile Werte unterstützen, sondern auch aktiv vorleben. Eine offene und kollaborative Kultur ist entscheidend, um Silos zu durchbrechen und die Zusammenarbeit zu fördern.
  2. Teams und Zusammenarbeit: Der Pfeffer, der den Teamgeist schärft
    Die Bildung selbstorganisierter, interdisziplinärer Teams ist ein Kernstück der Agilität. Diese Teams arbeiten eng zusammen, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können und Innovation zu fördern.
  3. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Das Öl, das Veränderung ermöglicht
    In einer agilen Organisation ist Flexibilität ein Muss. Unternehmen müssen bereit sein, ihre Pläne zu ändern und sich kontinuierlich an neue Anforderungen anzupassen. Das erfordert eine offene Haltung gegenüber Veränderungen und die Fähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen.
  4. Kontinuierliche Verbesserung: Die Hefe, die Wachstum treibt
    Agile Transformation ist ein iterativer Prozess. Unternehmen sollten regelmäßig ihre Arbeitsweise überprüfen und verbessern. Die Einführung von Feedbackschleifen und Retrospektiven ermöglicht es, Erfolge zu feiern und Herausforderungen zu identifizieren.

Das Meisterstück der Agilität: Vom Rezept zur Kochkunst

Die agile Transformation ist keine einmalige Anstrengung, sondern ein fortlaufender Prozess, der eine Veränderung der Denkweise und der Unternehmenskultur erfordert. Unternehmen, die diese Herausforderung annehmen, werden belohnt mit einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit und der Fähigkeit, sich erfolgreich in einer sich wandelnden Geschäftswelt zu behaupten. Es ist an der Zeit, die Kunst der Anpassung zu beherrschen und die Agilität als geschmacksgebende Ingredienz für nachhaltigen Erfolg mit einzurühren.

Abschliessend verdeutlicht Zehra Sirin: «Agile Transformation ist weit mehr als ein goldener Anstrich auf hierarchischen Strukturen. Ich meine damit, es ist keine weitere Methode oder Programm zur Optimierung von Prozessen, Strukturen, Tools, Vorlagen, womit «anders geglänzt» werden kann. Es ist ein weiterer Entwicklungsschritt in der industriellen Evolution und zu New Work, worin die Ressource Mensch, das Menschenbild, die Haltung und damit Kultur zu einer entscheidenden Kraft werden – oder wie es Peter Drucker schon lange wusste «Kultur frisst die Strategie zum Frühstück.»


Die Autorinnen

 

Sonja Kupferschmid

Sonja Kupferschmid st beim Coachingzentrum Olten in der Geschäftsführung tätig und hat sich beim Auf- und Ausbau des Weiterbildungsangebotes vertieft mit dem Thema Coaching auseinandergesetzt.

Durch ihre langjährigen praktischen Erfahrungen und umfangreiches Knowhow als Arbeits- und Organisationspsychologin, als Coach und Ausbildnerin sowie in der Produkteentwicklung verfügt sie über ausgewiesenes Expertenwissen in den Bereichen Coaching, betriebliches Mentoring, Resilienztraining und Supervision & Teamcoaching.

Zehra Sirin

Mit Kopf, Herz und Händen ist Zehra Sirin Unternehmerin und Expertin für organisatorische Transformationen und agile Zusammenarbeitsformen. Als Geschäftsführerin und agiler Coach/Beraterin bei Size Consens AG - New Work Solutions – macht sie Organisationen fit für das neue Arbeitszeitalter New Work.


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